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Blockchain – Hype oder Zukunftstechnologie

Einen Tag vor dem Digitalgipfel findet am heutigen Tag in Nürnberg der Bitkom Blockchain Business Summit statt. Diskutiert wird hier neben praktischen Einsatzzwecken auch die politisch-regulatorische Dimension des Themas. Anhaltspunkte zur Position der deutschen Wirtschaft bezüglich der Chancen dieser Zukunftstechnologie liefern die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 1.004 Unternehmen ab 50 Mitarbeitern. Sie wurde im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt und von procilon und weiteren Mitgliedern des Verbandes unterstützt. 

„Rund um die Blockchain gibt es weltweit viele Pilotprojekte, die die Möglichkeiten der Technologie erahnen lassen – aber noch wenig Vorzeigbares oder Alltagstaugliches.“, sagte dazu Bitkom-Präsident Achim Berg. Fragen zur Motivation, die Bitkom-Studie zu fördern, beantwortet procilon-Geschäftsführer Jürgen Vogler.

F: Herr Vogler, procilon beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Krypto-Technologie aber das Thema Bitcoin & Co. scheint bisher bei procilon keine Beachtung zu finden. Ist der Eindruck richtig?

JV: Aktuell und von außen betrachtet mag dieser Eindruck stimmen und schon Ihre Fragestellung bestätigt unsere Vorgehensweise.

F: Warum?

JV: Bitcoin & Co stellt nur einen Bruchteil der Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie, nämlich Krypto-Währung dar. Die sprießen gerade wie Pilze aus dem Boden und vor allen Dingen sind sie zum Spekulationsobjekt geworden. Das trägt nicht unbedingt dazu bei, Vertrauen in solche Lösungen auszubauen. Außerdem werden gerade bei älteren Implementierungen inzwischen einige Nachteile deutlich. Wir betrachten primär den praktischen Nutzen solcher Technologien, leiten daraus unsere Anforderungen ab und setzen auf sinnvolle Lösungen auch mal außerhalb des Hypes.

F: Können Sie das bitte verdeutlichen.

JV: Nun das Prinzip der Blockchain beruht darauf, dass die Richtigkeit von Transaktionen, die in den sogenannten Blocks gespeichert und durch kryptografische Verfahren bestätigt werden. Hierzu sind inzwischen teilweise enorme Rechenleistungen notwendig. Mit anwachsender Kette werden diese immer zeitaufwändiger. Dieser Zeitaufwand behindert deutlich die Praxistauglichkeit. Darüber hinaus wird sich die Frage stellen, wer kann bei zunehmender Verbreitung solche enormen Rechenkapazitäten bereitstellen. Aus dieser Fragestellung ergibt sich also ein neuer Angriffsvektor. Die heute populären Blockchains werden auf möglichst vielen neutralen Systemen, sogenannten Nodes gespeichert. Dabei werden neue Blöcke verschlüsselt und in einer auf vielen Nodes simultan verteilten Datenbank gespeichert. Die Neutralität dient damit quasi als Vertrauensinstanz. In einen kritischen Zustand gerät solch ein System, wenn es einem Miner gelingt, in Besitz von mehr als 50% der Nodes in solch einem System zu gelangen. Zu diesem Zeitpunkt kann er dann nämlich die Richtigkeit seiner eigenen Transaktionen bestätigen. Ob diese dann tatsächlich wahr sind oder manipulierte Informationen enthalten, kann dann keiner mehr nachprüfen.

F: Eine ideale Spielwiese für Konzerne und Autokraten?

JV: Nun wir wollen erst mal Keinem böse Absichten unterstellen. Aber über den aktuellen Hype um Bitcoin & Co muss man die weitere Entwicklung und Anwendungsfälle auf jeden Fall kritisch beobachten. Das sind wir auch unseren Kunden schuldig, die in vielen Anwendungsfällen vor allem auf den Faktor Vertrauen angewiesen sind.

F: Sehen Sie weitere Problemstellungen?

JV: Bekanntlich beschäftigen wir uns bei procilon ja auch mit dem Thema Datenschutz. Nun kann es je nach Szenario ja durchaus dazu kommen, dass personenbezogene Daten in der Chain gespeichert werden. In Deutschland respektive in Europa stehen aber genau solche Daten unter besonderem Schutz. Der Gesetzgeber sieht u.a. die Pflicht vor, die Daten einer betroffenen Person auf deren Wunsch hin auch wieder löschen zu können. Das ist in den mit bekannten Blockchain-Implementierungen nicht trivial möglich. Genau solche rechtlichen Unsicherheiten spiegeln sich auch in der Bitkom-Studie wider.

F: Also wartet procilon, bis der Hype wieder vorbei ist?

JV: Das wäre für uns und unsere Kunden fatal. Die Technologie sehen wir nicht als Hype sondern als Ergänzung bzw. Weiterentwicklung zu heutigen Verfahren. Insofern beschäftigen wir uns intensiv damit und stellen uns die Frage: Was kann man damit anfangen? Auch an dieser Stelle liefert die Studie wertvolle Hinweise und zeigt Einsatzmöglichkeiten auf.

F: Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

JV: Ein ganz entscheidender Aspekt wird die Frage des Vertrauens sein. Wenn es also gelingt, mit der neuen Technologie das gleiche elektronische „Vertrauensniveau“ wie z.B. mit einer qualifizierten Signatur oder Siegel zu erreichen, dann bieten sich z.B. bei Verzeichnissen und/oder Registern ausgesprochen interessante Lösungsansätze. Entscheidend wird auch sein, ob man Blockchain-Ökosysteme geschlossen oder öffentlich betreibt. Und genau solche Grundsatzthemen diskutieren wir nicht nur intern, sondern auch mit potentiellen Anwendern. Die Diskussionsgrundlage wird durch Untersuchungen, wie jetzt vom Bitkom vorgelegt, immer besser. Und genau deshalb haben wir die Studie unterstützt.

Herr Vogler, vielen Dank den Blick in die Zukunft!

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Henrike Ewald

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